2021

Hör.Forscher! 2020/21

Neue Räume erkunden
Die virtuellen Spielwelten der Hör.Forscher!

„Dem Neuen und Unbekannten vorbehaltlos zu begegnen, erfordert Mut und die Offenheit, eingetretene Pfade zu verlassen. Das Spiel mit Klängen – auch im Digitalen – trainiert im kreativen Miteinander die Gestaltungs- und Kommunikationsfähigkeit der Teilnehmenden und schafft gute Voraussetzungen, um vielfältige ästhetische und soziale Situationen zu bestehen.“ – Katharina von Radowitz, Geschäftsführerin Netzwerk Junge Ohren e.V.

2021, das zweite Jahr, in dem das Hör.Forscher!-Programm durchgeführt wurde, war zugleich das zweite Pandemiejahr, in dem Covid-19 unser Leben und Arbeiten maßgeblich geprägt hat. Dem Programmteam hat das größtmögliche Flexibilität abverlangt sowie den Mut, neue Wege zu gehen. War das erste Programmjahr noch geprägt von der Suche nach digitalen Alternativen für die ursprünglich analog geplante Programmdurchführung, hatte sich der Anspruch im zweiten Jahr gewandelt: Nun galt es, nicht nur digitale Alternativen zu finden, sondern den Programmablauf und die Veranstaltungskonzepte grundlegend neu zu denken und der neuen – digitalen oder hybriden – Arbeits- und Lebenswelt anzupassen.

Dabei nutzten wir die Selbstverständlichkeit, mit der seit Beginn der Pandemie Videokonferenzen durchgeführt wurden, um eine neue Fortbildungsreihe für Lehrkräfte und Vermittler im Rahmen des Hör.Forscher!-Programms einzuführen. Während der Platz bei analogen Fortbildungen stets begrenzt ist und eine lange Anreise viele Interessierte von der Teilnahme abhält, konnten wir das Angebot im digitalen Raum erstmals auch für Vermittler öffnen, die (noch) nicht mit einer eigenen Schulklasse am Programm teilgenommen hatten. Der erweiterte Teilnehmerkreis vergrößerte nicht nur den Wirkungsradius der Hör.Forscher!, sondern stieß auch einen intensiven Erfahrungsaustausch sowie neue Vernetzungen an.

Zum Auftakt der neuen Fortbildungsreihe wählten wir das Thema „Digitale Praxis“. Wir setzten uns zum Ziel, gemeinsam mit den Referenten und Teilnehmern praxisorientiert Perspektiven für den Einsatz digitaler Medien in Unterricht und Projektarbeit zu erarbeiten. Im Fokus standen die besonderen Vermittlungspotenziale digitaler Medien. Die Fortbildung stärkte die teilnehmenden Lehrkräfte und Vermittler dahingehend, ihre individuellen Vermittlungsziele festzulegen und in der Fülle der Angebote das richtige Medium – analog, digital oder hybrid – für ihr Vorhaben zu identifizieren. Viele Teilnehmer stellten dabei fest, dass digitale Medien nicht nur für den Unterricht einen Mehrwert bieten, sondern auch für Theater- und Kunstprojekte. Voller Tatendrang verließen die Teilnehmer die Fortbildung, um die Erkenntnisse des Tages in die Tat umzusetzen. Auch das Programmteam nutzte die in der Fortbildung gewonnenen Erkenntnisse, insbesondere bei der Konzeption der Abschlussveranstaltung, die erneut im digitalen Raum stattfinden würde.

Die im Rahmen der Projektarbeit an den Hör.Forscher!-Schulen zum Thema „NACHHALL – Echo unserer Zukunft“ entstandenen, vielfältigen experimentellen Kompositionen, Sound-Collagen, Klangrätsel sowie Podcasts und Hörspiele sollten zum Abschluss des Programmjahres in besonderem Rahmen präsentiert werden. Schüler aus zehn deutschen Städten hatten sich auf eine akustische Spurensuche begeben und, inspiriert von Nachhaltigkeitsthemen, aufmerksam ihrer Umwelt gelauscht. Diesen eigenen Eindrücken und Interpretationen verliehen sie mit selbstproduzierten Hörstücken einen vernehmbaren Klang. Doch wie präsentiert man akustische Werke in der visuellen Welt des Internets?

Um Leitlinien für die Visualisierung bereitzustellen und die Aufmerksamkeit dennoch nicht von der akustischen Qualität der Hörstücke abzulenken, entstand die virtuelle Hör.Forscher!-Spielwelt auf der Plattform „Work Adventure“. Die Hörstücke der Schüler wurden zwischen Bäumen und Schatzkisten versteckt und waren gleichsam selbst als Schatz zu entdecken. Im Juni 2021 hieß es dann: „Game on.“ Rund 90 Besucher, die live bei der Abschlussveranstaltung dabei waren, wurden per Zufallsgenerator an unterschiedliche Startpunkte in der Spiele-Welt „gebeamt“. Wer das Spielprinzip ergründet hatte, konnte ganz in das Spiel eintauchen, Brücken und Berge überwinden und die Hörstücke ansteuern. Unterwegs traf man auf Schulfreunde und interessierte Eltern. Auf diese Weise bot die Plattform auch die Gelegenheit, sich zu begegnen und auszutauschen.

Es war eine außergewöhnliche Premiere. Zum ersten Mal erhielt das Spiele-Prinzip Einzug in das Regiekonzept der Hör.Forscher!. Die Schüler waren besonders begeistert von dem neuen ‚Gaming‘-Ansatz. Während viele Erwachsene sich in der Spielwelt erst einmal orientieren mussten, verstanden die Schüler die Mechanismen sofort. So kehrte sich der Vermittlungsprozess um. Hatten die Schüler sich von den Lehrkräften und Vermittlern in die Welt des Hörens und Zuhörens einladen lassen, tauchten sie nun selbständig ein in eine Welt, die „Nicht-Gamern“ zwar noch einige Rätsel aufgab, aber ihren Horizont erweiterte. So wurde einmal mehr deutlich, dass der Mut, analoge Pfade zu verlassen und neue – digitale oder hybride – Wege zu gehen, sich auszahlt.

Programmpartner: Netzwerk Junge Ohren, Stiftung Zuhören

Teilen
Credits

Bilder: © Hör.Forscher! / PwC-Stiftung / Georg-Büchner-Schule Frankfurt am Main

Textgrundlage: Wirkungsbericht der PwC-Stiftung 2021 (Im Erscheinen)